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Galaktose ist ein natürlicher Zucker, der vor allem in Milch vorkommt. Im Körper wird sie langsam zu Glukose umgebaut und dient Zellen als Energiequelle. In der Krebsforschung spielt Galaktose heute eine spannende Rolle – nicht als „Wundermittel“, sondern als Stoff, der hilft zu verstehen, wie Tumorzellen Energie gewinnen und wie man diese Prozesse gezielt stören kann.
Galaktose wird im Körper über den sogenannten Leloir-Stoffwechselweg verarbeitet. Dabei entstehen Bausteine, die in den Energiestoffwechsel (Glykolyse) einfließen.
Im Unterschied zu normalem Zucker (Glukose):
wird Galaktose langsamer abgebaut,
lässt den Blutzucker nur leicht steigen,
und zwingt Zellen, mehr Energie über die Mitochondrien zu gewinnen (also durch „oxidative Phosphorylierung“ statt Gärung).
Diese Besonderheit macht sie in der Krebsforschung so interessant.
Krebszellen unterscheiden sich von gesunden Zellen vor allem durch ihren Energiestoffwechsel.
Sie bevorzugen Glukose und produzieren Energie meist über Gärung (Warburg-Effekt) – auch wenn Sauerstoff vorhanden ist.
Wenn Forscher Krebszellen statt Glukose Galaktose geben, passiert Folgendes:
Die Zellen müssen auf Mitochondrienenergie (OXPHOS) umschalten.
Dabei zeigt sich, wie stark oder schwach ihre Mitochondrien wirklich sind.
Manche Tumorzellen sterben, andere passen sich an.
So lässt sich untersuchen, welche Krebsarten besonders abhängig von Zucker sind – und wo der Stoffwechsel gezielt unterbrochen werden kann.
Studien:
Galaktose zwingt Krebszellen, auf OXPHOS umzuschalten, und macht sie empfindlicher für bestimmte Medikamente:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3240634/
Einige aggressive Tumoren (z. B. Brustkrebs, Glioblastom) können auch Galaktose nutzen – das zeigt ihre „metabolische Flexibilität“:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11506710/
Bei Leberkrebs hat Galaktose eine ganz andere Funktion:
Leberzellen besitzen spezielle Rezeptoren (ASGPR), die Galaktose erkennen. Forscher nutzen das, um Medikamente gezielt in Lebertumoren einzuschleusen.
Man koppelt also Galaktose an Wirkstoffe oder Nanopartikel, damit diese gezielt in Leberkrebszellen aufgenommen werden.
Das Verfahren nennt sich ASGPR-Targeting und ist ein aktives Forschungsgebiet.
Studien:
Galaktose-gekoppelte Nanopartikel reichern sich gezielt in Lebertumoren an:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8244555/
Überblick zu galaktosylierter Wirkstoffzustellung bei Leberkrebs:
https://jnanobiotechnology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12951-024-03030-1/
Seit den 1990er Jahren wird immer wieder diskutiert, ob viel Milch oder Laktose (Milchzucker) das Risiko für bestimmte Krebsarten, z. B. Eierstockkrebs, erhöht.
Die Ergebnisse sind widersprüchlich:
Einige Studien fanden ein leicht erhöhtes Risiko bei sehr hohem Milchkonsum:
https://aacrjournals.org/cebp/article/15/2/364/171838/Dairy-Products-and-Ovarian-Cancer-A-Pooled
Andere Studien konnten keinen Zusammenhang feststellen:
https://www.nature.com/articles/6602890
Heute gilt:
Galaktose oder Milchzucker sind kein eigenständiger Risikofaktor für Krebs. Entscheidend ist das gesamte Ernährungsmuster – also die Mischung aus Fett, Eiweiß, Ballaststoffen, Pflanzenstoffen und Bewegung.
Zurzeit gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass Galaktose als Nahrungsergänzung:
Krebs vorbeugt,
Tumoren verkleinert, oder
eine laufende Therapie unterstützt.
In der Forschung wird Galaktose manchmal in sehr hohen Dosen verwendet, um oxidativen Stress künstlich zu erzeugen – zum Beispiel, um Alterungsvorgänge im Tierversuch nachzustellen. Diese Effekte haben nichts mit Ernährung oder Therapie zu tun
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28966215/.
Für gesunde Menschen gilt Galaktose in normalen Mengen (unter 20 g täglich) als gut verträglich
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15969511/.
Bei Menschen mit Galaktosämie (einer seltenen Stoffwechselstörung) darf sie nicht eingenommen werden.
Moderne Studien schauen sich drei Hauptrichtungen an:
Galaktose-Metabolismus als Schwachpunkt:
Manche Tumoren sind auf bestimmte Enzyme angewiesen (z. B. GALK1 oder GALT). Wenn man diese blockiert, könnten Krebszellen empfindlicher werden.
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8069026/
Zielgerichtete Therapie (Drug Targeting):
Galaktose dient als „Andockstelle“, um Medikamente gezielt zu Tumorzellen zu bringen.
Metabolische Anpassung:
Wie schnell können Tumorzellen von Glukose auf Galaktose umsteigen – und lässt sich diese Flexibilität therapeutisch ausnutzen?
Galaktose ist kein Krebsheilmittel, sondern ein Forschungswerkzeug.
In Laborexperimenten zeigt sie, wie Tumorzellen Energie gewinnen und wie man diesen Prozess beeinflussen kann.
In der Ernährung spielt Galaktose keine besondere Rolle für das Krebsrisiko – entscheidend bleibt der gesunde Gesamtkontext aus pflanzlicher Kost, Bewegung und ausgewogener Energieaufnahme.
Die spannendsten Anwendungen liegen derzeit in der zielgerichteten Medikamentenzustellung bei Leberkrebs.
Galaktose zwingt Krebszellen zur Mitochondrien-Energie
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3240634/
Galaktose-Metabolismus in aggressiven Tumoren
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11506710/
Galaktose-basierte Nanopartikel bei Leberkrebs
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8244555/
Überblick zu ASGPR-Targeting in der Onkologie
https://jnanobiotechnology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12951-024-03030-1/
Milch und Ovarialkrebs – uneinheitliche Datenlage
https://aacrjournals.org/cebp/article/15/2/364/171838/Dairy-Products-and-Ovarian-Cancer-A-Pooled
Kein Zusammenhang zwischen Milch und Krebs
https://www.nature.com/articles/6602890
Sicherheit von D-Galaktose beim Menschen
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15969511/
D-Galaktose als oxidativer Stressfaktor im Tiermodell
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28966215/