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Metformin

Metformin ist eines der weltweit am häufigsten verschriebenen Medikamente. Seit Jahrzehnten wird es erfolgreich in der Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Es senkt den Blutzuckerspiegel, verbessert die Insulinempfindlichkeit und ist bekannt für seine gute Verträglichkeit.

Doch in den letzten Jahren hat Metformin eine zweite Karriere begonnen: Zahlreiche Studien zeigen, dass das Medikament weit mehr kann, als nur den Blutzucker regulieren. Forscher weltweit untersuchen Metformin auf seine Wirkung gegen Krebs, Alterungsprozesse und andere chronische Erkrankungen.

Ursprung und Eigenschaften

Metformin gehört zur Klasse der Biguanide. Ursprünglich basiert es auf einem Wirkstoff aus dem Geißrautenkraut (Galega officinalis), das im Mittelalter gegen Stoffwechselprobleme eingesetzt wurde.

In den 1950er-Jahren wurde Metformin erstmals synthetisiert und seit den 1990er-Jahren weltweit als Standardtherapie bei Typ-2-Diabetes etabliert.

Wirkmechanismus

Der Hauptwirkmechanismus von Metformin ist die Aktivierung des Enzyms AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK). Dieses Enzym wirkt wie ein Energiesensor in den Zellen. Wenn AMPK aktiviert wird:

  • wird die Glukoseproduktion in der Leber gesenkt

  • steigt die Glukoseaufnahme in Muskelzellen

  • verbessert sich die Insulinempfindlichkeit

  • wird der Fettstoffwechsel positiv beeinflusst

Darüber hinaus beeinflusst Metformin den mTOR-Signalweg, der eine zentrale Rolle beim Zellwachstum spielt – ein Grund, warum das Medikament in der Krebsforschung interessant ist.

Metformin und Krebsforschung

Epidemiologische Beobachtungen

Schon vor über 15 Jahren fiel auf, dass Diabetiker, die Metformin einnahmen, ein deutlich geringeres Krebsrisiko hatten als Patienten, die mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen behandelt wurden.

Diese Beobachtung führte zu einer Welle von Forschungsarbeiten, die Metformin als möglichen Krebshemmer untersuchten.

Präklinische Studien

Zellkulturversuche zeigten, dass Metformin das Wachstum von Krebszellen hemmen kann.
Es blockiert den mTOR-Signalweg, der für unkontrolliertes Zellwachstum verantwortlich ist.
Es verändert den Energiestoffwechsel von Krebszellen und macht sie anfälliger für Nährstoffmangel.
Es wirkt antientzündlich, was bei chronischen Entzündungen und Krebsentstehung eine Rolle spielt.

Klinische Studien

Es laufen zahlreiche klinische Studien zu Metformin bei verschiedenen Krebsarten, darunter Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Eine Übersichtsstudie im Fachjournal The Lancet Oncology zeigte, dass Metformin bei Brustkrebspatientinnen die Überlebenschancen verbessern könnte.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32418801/

Eine weitere Meta-Analyse kam zu dem Ergebnis, dass Metformin mit einem reduzierten Risiko für kolorektale Karzinome bei Diabetikern verbunden ist.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27604521/

Auch beim Pankreaskarzinom wird Metformin erforscht. Einige Studien deuten auf ein verlängertes Überleben hin, andere zeigen weniger eindeutige Ergebnisse.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31168015/

Metformin als Anti-Aging-Medikament

Ein weiterer spannender Forschungsbereich ist die Wirkung von Metformin auf den Alterungsprozess.

  • Es reduziert oxidativen Stress

  • Es verbessert die Funktion der Mitochondrien

  • Es aktiviert AMPK und hemmt mTOR – beides Signalwege, die eng mit Alterung verbunden sind

Das TAME-Projekt (Targeting Aging with Metformin) ist eine großangelegte klinische Studie, die untersucht, ob Metformin die Entstehung altersbedingter Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz verlangsamen kann.
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02432287

Nebenwirkungen und Sicherheit

Metformin gilt als sehr sicheres Medikament.

  • Häufigste Nebenwirkungen: leichte Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Blähungen, Durchfall)

  • Sehr selten: Laktatazidose (ernste Komplikation, meist nur bei schwerer Niereninsuffizienz)

  • Vorteil: führt nicht zu Gewichtszunahme, kann sogar leicht gewichtsreduzierend wirken

Repurposing – ein alter Bekannter mit neuen Einsatzgebieten

Metformin ist ein Paradebeispiel für Drug Repurposing, also die neue Verwendung eines alten Medikaments für neue Indikationen.

Neben Diabetes und Krebs wird es auch erforscht bei:

  • Alzheimer und Demenz

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom)

  • Fettleber-Erkrankungen

Fazit

Metformin ist seit Jahrzehnten ein unverzichtbares Mittel in der Diabetesbehandlung. Doch es entwickelt sich mehr und mehr zu einem Multitalent in der Medizin.

  • Studien zeigen mögliche Wirkungen gegen Krebs, Entzündungen und Alterungsprozesse

  • Erste Ergebnisse sind vielversprechend, aber für eine Zulassung als Krebsmedikament sind noch große klinische Studien nötig

  • Mit dem TAME-Projekt könnte Metformin das erste offiziell getestete Anti-Aging-Medikament der Welt werden

Quellen

  1. Metformin bei Brustkrebs (Lancet Oncology): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32418801/

  2. Metformin und Darmkrebsrisiko (Meta-Analyse): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27604521/

  3. Metformin und Bauchspeicheldrüsenkrebs: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31168015/

  4. TAME-Studie (Anti-Aging mit Metformin): https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02432287

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