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Wer an Statine denkt, denkt automatisch an Herzinfarktprävention. Seit Jahrzehnten gelten sie als die Blockbuster-Medikamente der Kardiologie, die LDL-Cholesterin senken und Millionen Menschenleben verlängert haben.
Doch während Ärzte sie fast reflexartig bei Herz-Kreislauf-Risiko verschreiben, hat sich in der Onkologie eine stille Revolution angebahnt. Immer mehr Studien weisen darauf hin, dass Statine Tumorzellen angreifen, Metastasen verhindern und das Überleben bei Krebs verbessern können.
Ein Medikament, das ursprünglich für Herzpatienten gedacht war, könnte sich als unerwarteter Verbündeter im Kampf gegen Krebs erweisen.
1976: Der japanische Mikrobiologe Akira Endo entdeckt ein Molekül aus einem Pilz (Aspergillus terreus), das die Cholesterinbildung blockiert.
1987: Lovastatin wird als erstes Statin weltweit zugelassen.
Heute: Über 200 Millionen Menschen nehmen weltweit Statine.
Doch erst seit etwa 20 Jahren schauen Forscher genauer hin – und entdecken, dass Statine nicht nur den Cholesterinspiegel senken, sondern tief in die Biologie der Zelle eingreifen.
Statine hemmen das Enzym HMG-CoA-Reduktase, das den Schlüsselschritt im Mevalonatweg katalysiert.
Weniger Cholesterin → weniger Ablagerungen in Gefäßen.
Weniger Isoprenoide (FPP, GGPP) → Moleküle, die Krebszellen dringend brauchen.
Signalwege blockiert → Krebszellen können schlechter wachsen, überleben und metastasieren.
Neben der Cholesterinsenkung wirken Statine auf vielen Ebenen:
Entzündungshemmend: CRP und Interleukine sinken.
Antithrombotisch: Blutgerinnsel werden seltener.
Immunmodulierend: T-Zellen werden aktiviert, Tumorumgebung verändert.
Antitumoral: Krebszellen verlieren ihr „Überlebensnetzwerk“.
Diese pleiotropen Effekte machen Statine in der Onkologie hochinteressant.
Frauen, die nach einer Brustkrebsdiagnose Statine einnahmen, hatten bis zu 30 % weniger Rückfälle.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30282059/
Besonders wirksam bei triple-negativem Brustkrebs, einer aggressiven Form mit wenig Therapiemöglichkeiten.
Männer mit Statintherapie entwickelten seltener aggressive Prostatakarzinome.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25964255/
Eine Analyse von über 13.000 Patienten zeigte: Statin-Nutzer lebten signifikant länger.
Statinnutzer hatten ein um 12 % geringeres Risiko für Darmkrebs.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24360402/
In Kombination mit Aspirin ergab sich ein noch stärkerer präventiver Effekt.
In mehreren Kohortenstudien verlängerte sich das Überleben unter Statintherapie deutlich.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26081987/
Präklinische Daten: Statine können Apoptose in Leukämiezellen auslösen.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16000374/
Mevalonat-Stoffwechsel blockieren
→ Krebszellen benötigen diesen Weg für Membranen und Signalproteine.
Apoptose auslösen
→ Statine aktivieren Caspasen und blockieren Überlebenssignale.
Angiogenese hemmen
→ Tumore können schlechter Blutgefäße bilden.
Metastasierung verhindern
→ Statine stören die Zellmigration.
Chemo-Resistenzen durchbrechen
→ Krebszellen werden wieder empfindlicher für Medikamente.
Die wohl spannendste Entwicklung: Statine könnten die Wirksamkeit von Immuntherapien verstärken.
Sie machen Tumorzellen „sichtbarer“ für das Immunsystem.
Kombination mit PD-1-Checkpoint-Inhibitoren zeigte in Studien bessere Ergebnisse.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31621812/
Brustkrebs-Kohorten: Frauen, die Statine nahmen, hatten ein deutlich längeres krankheitsfreies Überleben.
Glioblastom-Studien: Erste Hinweise, dass Statine die Wirkung von Strahlentherapie verstärken können.
Leberkrebs-Forschung: Atorvastatin zeigte in Zellkulturen antiproliferative Effekte.
Statine sind seit Jahrzehnten erprobt.
Häufig: Muskelschmerzen, Verdauungsprobleme
Selten: Leberwerte erhöht, Diabetesrisiko leicht höher
Sehr selten: Rhabdomyolyse
Im Vergleich zu klassischen Krebstherapien sind Statine extrem sicher und kostengünstig.
Statine gehören zu den spannendsten Kandidaten im Drug Repurposing.
Weitere prominente Beispiele:
Metformin (Diabetesmittel) → hemmt Tumorstoffwechsel
Disulfiram (Alkoholentwöhnung) → greift Krebsstammzellen an
Ivermectin (Antiparasitikum) → blockiert Signalwege in Tumorzellen
| Substanz | Ursprünglicher Einsatz | Neue Krebswirkungen | Studienlage |
|---|---|---|---|
| Statine | Cholesterin | Hemmung Mevalonat, Apoptose, Metastasenhemmung | Stark, viele Kohortenstudien |
| Metformin | Diabetes Typ 2 | Hemmung mTOR, Senkung Insulin, Krebsprävention | Stark, viele Beobachtungsstudien |
| Disulfiram | Alkoholabhängigkeit | Krebsstammzellen, Proteasomhemmung, ROS | Mittel, präklinisch + erste klinische |
| Ivermectin | Antiparasitikum | WNT-/Hippo-Signalwege, Antiangiogenese | Früh, präklinisch |
Statine sind viel mehr als Cholesterinsenker.
Sie sind entzündungshemmend, immunmodulierend und antitumoral
Sie reduzieren das Risiko für Brust-, Prostata-, Darm- und Lungenkrebs
Sie verstärken die Wirkung von Chemo- und Immuntherapien
Sie sind kostengünstig, breit verfügbar und gut erforscht
Damit gehören Statine zu den vielversprechendsten Kandidaten für Drug Repurposing in der Onkologie